Der Kurznachrichten-Dienst hat für seinen anstehenden Börsengang auf 164 Seiten dargelegt, wie es um seine Finanzen steht - die wichtigsten Fakten im Überblick:
Eine Milliarde US-Dollar will Twitter bei seinem Börsengang, der bereits im Oktober über die Bühne gehen könnte, einnehmen. Um das so genannte "Initial Public Offering" (IPO) in die Wege zu leiten, hat die Firma aus San Francisco das verpflichtende
S-1 filing bei der "Securities and Exchange Commission" (SEC), der US-Börsenaufsicht, eingereicht. Aus den 164 Seiten des Dokuments geht hervor, wie es um wichtige Kennzahlen des Unternehmens steht, das neben Facebook zu den Speerspitzen der Social-Media-Dienste gehört.
1. Nutzer: Twitter gibt an, 218,3 Millionen monatlich aktive Nutzer zu haben, 100 Millionen davon sind täglich aktiv. Das ist für Beobachter weniger als erwartet - viele rechneten mit 240 Millionen Usern. Zum Vergleich: Facebook hat 1,15 Milliarden monatliche aktive Nutzer, seine Tochter Instagram hat 150 Millionen Mitglieder. Zudem muss Twitter zugeben, nicht über die Aktivitäten aller Nutzer genau Bescheid wissen zu können. Denn Nutzer von Drittanbieter-Apps, die auf Twitter zugreifen, würden den eigentlichen Service möglicherweise nie zu Gesicht bekommen - und damit auch nicht die Ads, über die sich Twitter finanziert. Fünf Prozent der Accounts sollen Spam-Accounts sein.
2. Mobile: Twitter ist bereits eine "mobile first"-Firma, wie auch Google und Facebook es sind/sein wollen. 164 Millionen Nutzer sind monatlich aktiv, das sind 75 Prozent der Gesamtnutzerschaft. Dementsprechend will sich Twitter fast ausschließlich auf die Weiterentwicklung seiner mobilen Angebote konzentrieren. 65 Prozent der Umsätze stammen aus Mobile.
3. Umsatz: 2012 hat Twitter einen Umsatz von 316 Millionen US-Dollar gemacht, im der ersten Jahreshäfte 2013 setzte man 253 Mio. Dollar um. In die Gewinnzone ist man offenbar noch nicht gekommen - 2012 betrug der Verlust 79,4 Mio. Dollar, in der ersten Jahreshälfte 69,3 Mio. Dollar. Der internationale Umsatz ist noch bescheiden (2012: 53 Mio. Dollar), wächst aber stark. In der ersten Jahreshälfte 2013 machte Twitter im Ausland 62,8 Mio. Dollar.
4. Verluste: Akkumuliert hat Twitter bis dato ein Defizit von 416,8 Millionen US-Dollar erwirtschaftet, das mit dem IPO drastisch wachsen wird. Denn der Börsengang wird Twitter nicht nur Einnahmen bringen, sondern kostet der Firma auch gleichzeitig 329,6 Mio. US-Dollar aufgrund so genannter "stock-based compensation expenses",
berichtet Techcrunch.
5. Ökosystem: Rund um Twitter ist ein Ökosystem entstanden, das spannende Zahlen bietet. So haben drei Millionen Webseite Twitter-Elemente (z.B. Tweet-Button, Login, Follow-Button) integriert, zudem gibt es sechs Millionen Fremd-Apps, die Twitter-Funktionen an Bord haben und auf den Dienst via API zugreifen.
6. Teilhaber: Die wichtigsten Teilhaber der Firma heißen Evan Williams (Mitgründer, 12%), Benchmark Capital/Peter Fenton (Investor, 6,7%), Jack Dorsey (Erfinder, 4,9%), Dick Costolo (CEO, 1,6%), sowie die Investoren Rizvi Traverse, Spark Capital, USV and DST. Überraschend: Mitgründer Biz Stone hat seine Anteile offenbar bereits alle bzw. großteils verkauft.
7. Mitarbeiter: Aktuell arbeiten etwa 2000 Menschen für den Kurznachrichten-Dienst, der seine Büroräume in San Francisco derzeit stark ausbaut.
8. Börsenkürzel: Am Parkett wird Twitter unter dem Kürzel TWTR gehandelt, was lustigerweise fast an die ursprüngliche Schreibweise twttr herankommt.