Die Non-Profit-Initiative der österreichischen Start-up-Szene will mit fünf Säulen Österreich bis 2018 zu einer innovationsgetriebenen Wirtschaft verhelfen - Visionspapier wurde allen politischen Parteien überreicht
"Ein Apple, Google oder Facebook aus Österreich ist sehr unwahrscheinlich, weil die Rahmenbedingungen nicht passen.“ Bei der Pressekonferenz am Dienstag morgen in Wien machte
AustrianStartups-Mitgründer Can Ertugrul noch einmal eindrücklich klar, warum es Visionen für den Wirtschaftsstandort Österreich braucht. Das von ihm, SpeedInvest-Chef Oliver Holle und AS-Geschäftsführer Christoph Jeschke (
hier im HORIZONT-Interview) präsentierte Visionspapier umfasst fünf Säulen, die man sich für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für "technologieorientierte Jungunternehmen mit großem Wachstumspotenzial" wünscht - ansonsten würde man weiter hinter andere Start-up-Hubs wie London, Berlin oder Stockholm zurückfallen.
Das - sehr ambitionierte - Start-up-Papier umfasst fünf Säulen, die auf Basis einer Befragung der österreichischen Start-up-Szene erstellt wurden und bereits allen politischen Parteien überreicht wurde.
1. Zukunftsorientierte Bildung: AustrianStartups wünscht sich IT-Unterricht bereits ab der Volksschule, um „die Menschen von digitalen Konsumenten zum digitalen Produzenten machen“, wie Ertugrul sagte. Außerdem sollte Unternehmertum ab der Unterstufe gefördert und das Gründen als Karriereweg aufgezeigt werden. Hochschulen sollten außerdem auch besser als Experimentier-Werkstätten für Gründer verwendet werden können.
2. Gründungsumfeld verbessern: Im Visionspapier wird unter anderem eine Vereinfachung der Mitarbeiterbeteiligung vorgeschlagen und eine Simplifizierung der Notariatspflicht gefordert - letzteres ist laut SpeedInvest-Chef Oliver Holle eine große Hürde, um ausländische Risikokapitalgeber zu bekommen. Außerdem wünscht sich AustrianStartups einen "Reality-Check" bei der Neugründungsförderung und die Umschichtung bestehender Fördermittel in einen Accelerator. Auch eine Änderung der Gewerbeordnung sei notwendig. Und: Die Rot-Weiß-Rot-Card würde sich in ihrer jetzigen Form nicht dafür eignen, um Start-ups und Talente aus dem Ausland nach Österreich zu holen.
3. Mehr Risikokapital mobilisieren: Neben Steueranreizen Steueranreize für private Investoren, dem Pushen von Crowdfunding-Möglichkeiten, Steuerabsetzmöglichkeiten für Verluste und einer besseren Vernetzung zu ausländischen Investoren wünscht sich AustrianStartups einen so genannten "Fund of Fund" - der Staat solle seine Fördermittel in private Fonds stecken, damit insgesamt mehr Investmentgelder für Start-ups zur Verfügung stehen. Laut Holle sollten Fonds nicht beim ÖIAG angesiedelt sein, sondern privat gemanagt werden.
4. Zukunftsorientierte Förderungslandschaft:Auch in der an sich gut ausgebauten Förderlandschaft Österreichs will AustrianStartups Änderungen sehen. In einer "Förderung light" solle man "schneller, und leichter" kleinere Förderungen bekommen können und einen (administrativ sehr aufwendigen) Antrag an mehrere Fördertöpfe gleichzeitig stellen können. Außerdem sollte ein Start-up auch als "Forschung & Entwicklung" gelten können.
5. Start-ups sollen politische Chefsache werden:
Zuguterletzt wünscht sich die Initiative einen eigenen Gründerbeauftragter in der Regierung, der die vielfältigen Aufgaben zwischen den verschiedenen Ministerien (Wirtschaft, Justiz, Soziales, etc.) koordiniert. Wie in anderen Ländern (z.B. Deutschland) müssen die Spitzenpolitik endlich anerkennen, dass Start-ups wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Zukunft des Landes beitragen.
Bezüglich der Umsetzung der Vorschläge hoffen die AustrianStartups-Vertreter, dass sich die Politik verstärkt dem Thema widme. Von den NEOS hätte man bis dato die größte Offenheit bemerkt, mit der ÖVP hätte es die intensivsten Gespräche gegeben. Bundesministerin Doris Bures hätte das Visionspapier persönlich entgegengenommen, dass hätte auch innerhalb der SPÖ Signalwirkung. AustrianStartups-Vertreter Ertugrul sieht die Umsetzung der Bildungssäule am wichtigsten an, aus Sicht von Investor Holle ist die Mobilisierung von mehr Risikokapital am wichtigsten.
Das komplette Visionspapier gibt es hier als PDF.