Bilanz 2011 und Ausblick 2012 des Österreichische Werberat ÖWR: Neuer Vorstand, neues, vergrößertes Entscheidungsgremium, Relaunch des Online-Entscheidungs-Tools – Medientransparenzgesetz, Datenschutzrichtlinie, Kooperation mit „Watchgroups“
Bilanz des Werberat zum Jahr 2011: 278 Beschwerden erreichten den Österreichischen Werberat (ÖWR). Der ÖWR traf dazu 139 Entscheidungen. und sprach erstmals zehn Aufforderungen zum sofortigen Stopp aus. Das ist die höchste Anzahl an Stopps seit der Neustrukturierung des Werberates 2008 und spiegele, so Präsident Michael Straberger, "die zunehmende gesellschaftspolitische Sensibilität im Zusammenhang mit Diskriminierung, Gleichbehandlung, Menschenwürde und Sexismus" wider.
Weiters entschied der Werberat in 29 Fällen, in Zukunft bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen sensibler vorzugehen. 78 Mal, in über zwei Drittel der Fälle, entschied der Werberat mit "kein Grund zum Einschreiten". "Sämtliche Stopps betrafen den Beschwerdegrund "geschlechterdiskriminierende Werbung", erläutert Straberger.
- Zwei Printanzeigen des Unternehmens "Bet-at-home" ("Lieben Sie Handball?" und "Ballspiele),
- Internetwerbung des Cafes "Deins & Meins" ,
- Plakat des "Clubs Volkgarten" zur Veranstaltung "get whipped",
- Eigenwerbung (Plakat) des Unternehmens "Schider Schilder",
- Werbemaßnahme (Postkarte) des Restaurants "Patara Fine Thai Cuisine",
- Eigenwerbung (Plakat) des Unternehmens "Ladenstein",
- Eigenwerbung (Plakat) für das "Autohaus Kriegner" ,
- Printanzeige "Red Hot Prices and Crew" der Fluglinie "Ryan Air",
- Katalog und Internetwerbung der "Felius Vertriebs GmbH" .
Die Top 3 der Beschwerdegründe werden 2011 von "Geschlechterdiskriminierender Werbung" auf Platz 1 angeführt, gefolgt von dem Beschwerdegrund "Ethik und Moral" und "Gewalt" auf Platz 3.
160 Werberäte und Werberätinnen - fast eine Verdoppelung! - wurden vom Werberat im Rahmen der 4. Mitgliederversammlung Ende September 2011 präsentiert. Das Gremium umfasst 160 Mitglieder aus den drei Kernbereichen der Werbewirtschaft beziehungsweise Agenturen, Auftraggeber und Medien sowie Persönlichkeiten aus anderen Disziplinen und Spezialgebieten wie Anwälte, Psychologen und NGO's.
"Besonders erfreulich", unterstreicht Werberat-Präsident Michael Straberger bei der Präsentation des Geschäftsberichts 2011 "Auf zu neuen Ufern" am 14. Februar, sei "die Zunahme an Agentur-Vertretern, auch aus den Bundesländern". Auch die Vielseitigkeit des Gremiums sei "groß wie nie zuvor. Abgesehen von einem breiten Spektrum seitens Auftraggeber und Medien, begrüßen wir erstmals auch Vertreter der Kinder - und Jugendanwaltschaft, des Vereins Österreichischer Juristinnen, der Männerberatung oder auch die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte um nur einige zu nennen."
Mit den "Watchgroups" gegen Sexismus auf regionaler Ebene in Graz und Salzburg sei der Werberat in Kontakt, "das Verbindende zu sichern", mit der am 15. Februar vorgestellten Wiener Watchgroup werde man das Gespräch suchen.
Neu gewählt wurde 2011 der Vorstand. Im Zuge dessen wurde Präsident Michael Straberger einstimmig für weitere drei Jahre bestätigt.
Er wird künftig von der bisherigen Vize-Präsidentin Roswitha Hasslinger (Österreichisches Gallup Institut) sowie den zwei neugewählten Vize-Präsidenten Mag. Gerald Grünberger (VÖZ) und Thomas Prantner (ORF) unterstützt.
Als weitere Vorstände fungieren: Wolfgang Brandstetter (Österr. Zeitschriften- und Fachmedien-Verband), Angelika Sery - Froschauer (Fachverband Werbung und Marktkommunikation), Michael Graf (Verband Österreichischer Privatsender), Dieter Henrich (Verband der Regionalmedien), Ernst Klicka (Österreichischer Verband der Markenartikelindustrie), Martina Hörmer (International Advertising Association Austrian Chapter), Peter Lammerhuber (Interessensgemeinschaft der Medienagenturen) und Christine Antlanger-Winter (Internet Advertising Bureau Austria - IAB).
Seit November 2011 on Air bringt ein neues Online-Tool für die Werberäte die Bearbeitung von Beschwerden im Selbstregulierungsverfahren auf ein neues Niveau. "Es wird in Zukunft vor allem zur Schnelligkeit und Transparenz des Beschwerdeverfahrens beitragen, ohne die inhaltliche Qualität der Entscheidungen zu gefährden", erwartet Straberger.
Auf Initiative mit Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek wurde der "Anti-Sexismus-Beirat" ins Leben gerufen. Das Gremium besteht aus zwei vom Bundesministerium für Frauen und öffentlichen Dienst entsandten Fachexperten auf dem Gebiet Gender (ao Univ.Prof. Dr. Elisabeth Holzleitner, Univ. Prof. Dr. Nikolaus Benke).
Der "Anti-Sexismus-Beirat" soll in das ÖWR-Beschwerdeverfahren eingebunden werden, sobald eine Beschwerde zu Geschlechterdiskriminierende Werbung vorliegt.
Kommende Herausforderung: Beteiligung am Medientransparenzgesetz - Im Zuge der Entwicklung des Medientransparenzgesetzes (Stichwort "Regierungsinserate") hat der Verfassungsausschuss beschlossen, berichtet Straberger, dass Bundes- und Landesregierung vor Erlassung der Richtlinien über die inhaltliche Gestaltung audiovisueller Kommunikation und entgeltlichen Veröffentlichungen der öffentlichen Hand, den Österreichischen Werberat einzubeziehen haben (werden) - die Modalitäten des Verfahrens dazu würden derzeit im Medienstaatssekretariat erarbeitet. Für den Werberat sei dies jedoch eine hohe Anerkennung.
Die avisierte EU-Datenschutzrichtlinie ruft auch den Werberat auf den Plan: Vorstandsmitglied Angelika Sery-Froschauer berichtet, dass gemeinsam mit dem Dachverband
EASA (European Advertsising Standards Alliance) Initiativen gesetzt werden, die "Cookie-Richtlinien", wie sie der Entwurf vorsieht, praktikabel zu machen. Die bereits gesetzten
Massnahmen des
DMVÖ unterstütze der Werberat, berichtet Sery-Froschauer.
Die Überarbeitung des Selbstbeschränkungskodex hinsichtlich des Themas "Kinder und Gewalt" durch eine Arbeitsgruppe wird im Frühjahr 2012 fertig gestellt sein; die Etablierung eines neuen Gremiums für den Ethikrat soll ebenfalls 2012 stattfinden. 2012 hat sich der ÖWR das Ziel gesetzt; die Vorgehensweise des Pre-Copy-Advice (Kampagnen werden noch vor Veröffentlichung auf ihre Kodex-Konformität bewertet) zu standardisieren, um eine rasche Abwicklung zu garantieren. Eine "Pre-Advice" hätten im letzten Quartal bereits viermal Agenturen beziehungsweise Aufraggeber in Anspruch genommen.
"Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung im Bereich Werbung, Anstand und gute Sitten. Wir sorgen dafür, dass jede Beschwerde eines Konsumenten oder eines Unternehmens auch behandelt werden kann. Wir setzen daher weiterhin, im Einklang mit unseren europäischen Partnern, auf "Advertising we care" und auf die Bedeutung von verantwortungsvoller Werbung für Wirtschaftswachstum, Weiterentwicklung in der digitalen Welt und Verbraucherinformation", resümmiert Straberger.
Der ÖWRDer
Österreichische Werberat (ÖWR) ist ein unabhängiges Organ des Vereines "Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft". Der ÖWR fördert mittels freiwilliger Selbstbeschränkung der Österreichischen Werbewirtschaft das verantwortungsbewusste Handeln der Werbewirtschaft und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit. Die Zuständigkeit des Werberates erstreckt sich auf alle Maßnahmen im Bereich Wirtschaftswerbung. Im Detail hat der ÖWR die Aufgabe Fehlentwicklungen bzw. Missbräuche in der Werbung zu korrigieren und dient damit sowohl dem Konsumenten als auch verantwortungsbewussten Werbeunternehmen.
Nicht ganz unwichtiger Nachsatz: auf der Rückseite des 30seitigen Geschäftsberichts des Werberat steht: "Der Österreichische Werberat unterstützt die Initiative "
Kommunikationsinvestition" der Wirtschaftskammer Wien – Fachgruppe Werbung" – Plus Logo - der Download steht
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