Christof Schumacher, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in Oberösterreich, über den Wert von Kreativleistung und Erwartungen für 2019.
Dieses Interview ist zuerst in der Ausgabe Nr. 47/18 des HORIZONT erschienen. Noch kein Abo? Hier klicken!
Horizont: Die Fachgruppe in Oberösterreich zählt 3.900 Mitgliedsbetriebe, mehr als 60 Prozent davon sind EPU. Welche Bedeutung haben sie für den Werbestandort Oberösterreich und wie unterstützt die Fachgruppe sie?
Christof Schumacher: Exzellente Kreation entsteht aus der Arbeit kreativer Köpfe und ist nicht bedingt durch die Größe des Unternehmens. Gerade beim diesjährigen Caesar haben wir uns bewusst an unsere kleinen Unternehmen gewandt und sie zur Teilnahme aufgefordert und die Qualität der Arbeiten und Einreichungen der „Kleinen“ war außerordentlich. Wir in Oberösterreich sind stolz darauf, ein extrem breit angelegtes Kreativnetzwerk von knapp 4.000 Betrieben in der Kommunikationswirtschaft zu haben, die entweder allein oder auch in Vernetzung exzellente High-End-Arbeit leisten.
Was sind dabei die Aufgaben der FG?
Unsere Aufgabe als Fachgruppe besteht darin, unseren Betrieben den Zugang zu internationalem Know-how zu verschaffen, und dafür haben wir zum einen unser Veranstaltungsformat „Denkfrühstück“ ins Leben gerufen, bei dem wir in Frühstücksatmosphäre internationale Vordenker zum Gespräch laden und zum anderen bieten wir über unsere Seminare in der IC-Unternehmerakademie geballten Wissenstransfer. Und von der Gründerberatung bis hin zu täglichen Fragestellungen in der Unternehmensführung steht unser Team im Fachgruppenbüro und unsere 16 Top-Funktionäre für Fragen und die Vertretung der Interessen fast rund um die Uhr zur Verfügung.
Kreativleistungen aus Oberösterreich werden auch exportiert, zudem ist das Bundesland auch ein Zentrum der Industriekompetenz. Welche Länder und Industriebereiche sind die größten Abnehmer oberösterreichischer Ideen?
Oberösterreich ist ja der Produktionsstandort in Österreich und wir sind stolz, so viele Leitbetriebe im Land zu haben, die mit Begleitung durch unsere Kommunikationsbetriebe in die Welt exportieren und expandieren. Die Kommunikationsleistungen unserer Betriebe sind daher sehr stark im Bereich B2B angesiedelt und ziehen sich über alle Produktionssparten. Und in den letzten Jahren hat sich in Oberösterreich auch eine Exzellenz im Bereich Employer Branding entwickelt, mit der viele unserer Betriebe jetzt gerade am Weltmarkt reüssieren, weil die Knappheit an Fachkräften ja nicht nur ein Österreich-Thema ist und unsere Kommunikationsbetriebe auch international beachtete Benchmarks hingelegt haben.
Wie geht es den Werbetreibenden nach einem guten halben Jahr DSGVO? Was sind die Learnings und wo können Werber noch ihre Hausaufgaben machen?
Um es klar zu sagen: Die Komplexität und Überregulierung nach der DSGVO hat natürlich einiges an Kopfzerbrechen bereitet und hat gerade im ersten Halbjahr viel Energie und Manpower unserer Betriebe gebraucht. Mittlerweile sind jedoch die neuen Reglementierungen zum Daily Business geworden und ich glaube guten Gewissens sagen zu können, dass wir oberösterreichische Kommunikationsbetriebe auch in der Beratung unserer Kunden zur DSGVO gut aufgestellt sind. Und das Learning, das der gesamte Markt gezogen hat, ist aus meiner Sicht – Gott sei Dank – wieder ein Abrücken vom blinden Vertrauen in die Marketingpower von Big Data und wieder zurück zur Kraft von gut gemachter Markenkreation, die immer noch am stärksten Kunden bindet – und davon profitieren wir wieder in der Kommunikationswirtschaft.
Heuer wird wieder der oberösterreichische Werbepreis Caesar vergeben. Innerhalb der zwölf Kategorien werden erstmals drei Gewinner ausgezeichnet. Welche Bedeutung haben diese Preise für den Kreativstandort und die Wertschätzung kreativer Leistung?
Mit 337 Einreichungen hat der Caesar heuer wieder ein All-Time-High erreicht und wir sind wirklich stolz darauf, dass der Caesar zu einem der begehrtesten Kreativpreise geworden ist. Und wer aus der Kreativpower von 4.000 Mitgliedsbetrieben und 337 Einreichungen dann auf dem Siegertreppchen steht, kann wirklich stolz auf seine Arbeit sein, und wir sehen es ja auch bei unseren Auftraggebern, wie der Gewinn oder zumindest die Nominierung zum Caesar exzellenter Door-Opener ist. Und um einen noch besseren Überblick über die OÖ Kreativszene zu geben, werden wir heuer auch erstmals wieder das oberösterreichische Buch der Kommunikation herausbringen, in dem alle eingereichten Arbeiten zum Caesar enthalten sind – mit den besten Empfehlungen für alle Auftraggeber.
Wie ist die Auftragslage derzeit im Bundesland und wie sind die Erwartungen für 2019?
Unsere Betriebe sind im Moment zwar nicht euphorisch, was die Auftragslage betrifft, aber die Auslastung ist zufriedenstellend. Gerade als exportorientierter Markt Oberösterreich schauen wir natürlich alle genau hin, wie sich die internationalen Konstellationen entwickeln und im Moment ist es noch schwer abzuschätzen, was sich wirklich 2019 tun wird. Aufgrund der Qualität der OÖ Kreativleistungen schauen wir aber positiv in die Zukunft.
(Alexandra O'Neill)