Vor rund einem Jahr startete die Agentur Warda Network. COO und Agenturleiter Andreas Tatzreiter im Gespräch über die wichtigsten Learnings und spannendsten Projekte
HORIZONT: warda.at ist bereits seit Jahren als Foto- und Eventplattform bekannt, ehe Warda Network als Agentur vor einem Jahr an den Start gegangen ist. Bevor wir über die Agentur zu sprechen kommen: Wie hat sich warda.at in den letzten Jahren entwickelt?
Andreas Tatzreiter: Jedes interessante Unternehmen hat auch eine interessante Geschichte zu erzählen – und das ist auch bei warda.at der Fall. Eugen Prosquill, der Gründer von warda.at, hatte mit 17 Jahren, als er noch als Skateboarder am Wiener Karlsplatz unterwegs war, die Idee, eine eigene Plattform zu launchen, die es jungen Menschen erlaubt, in Clubs als akkreditierte Fotografen Bilder zu schießen – den Clubs werden so Fotos des Abends geboten und die jungen Fotografen haben wiederum die Möglichkeit, ihr Netzwerk zu erweitern, nachdem sie im Club ja auf Veranstalter und Gäste treffen. Und so ist warda.at über die Jahre hinweg zu einer erfolgreichen Event-, Foto- und Lifestyle-Community gewachsen.
HORIZONT: Wie kam es dann zur Gründung der Agentur?
Tatzreiter: Für Eugen Prosquill und Jakob Kattner kam vor eineinhalb Jahren die Zeit, wo man aus dem Ganzen mehr machen wollte. Und genau dann erhielt ich einen Anruf, in dem man mich fragte, ob ich mir vorstellen kann, die Agenturleitung zu übernehmen. Wir haben uns dann zusammengesetzt, die unterschiedlichsten Modelle durchgespielt und waren uns relativ schnell einig, in welche Richtung wir gehen wollen. Als wir dann vor einem Jahr an den Start gegangen sind, steckte vieles mit drei, vier Mitarbeitern klarerweise noch in den Kinderschuhen, doch wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, vieles dazugelernt und in den letzten Monaten ein tolles Team um uns geschart.
HORIZONT: Und in welche Richtung gehen Sie nun mit Warda Network?
Tatzreiter: Mit einer glasklaren Vision für die Agentur – und zwar Projekte mit Zukunftspotenzial auf den Boden zu bringen, die es in dieser Form noch nicht gab. Wir wollen mit gewissen, historisch gewachsenen Barrieren komplett brechen und uns selbst keine Grenzen auferlegen, sondern das machen, was der Markt erfordert und was wir als richtig empfinden. Wir denken nicht in Disziplinen und Kanälen, sondern in Geschichten. Die Welt des Storytellings fasziniert uns sehr und je nach Geschichte, die ein Produkt oder eine Marke erzählt, kreieren wir dann – das kann ein 15-Sekünder sein, aber auch ein dreiminütiger Kurzfilm. Wir glauben daher auch, dass es in der Werbebranche zwei Schlüsselpositionen gibt, die in Zukunft noch stärker gefragt sein werden: zum einen Drehbuchautoren, die spannende Geschichten auf die Beine stellen und zum anderen Software Developer, damit diese Geschichten auch entsprechend digital umgesetzt werden können.
HORIZONT: Gibt es bestimmte Erzählformen, auf die sich Warda Network konzentriert?
Tatzreiter: Unser Steckenpferd sind mit Sicherheit Videoproduktionen vom Online-Clip bis hin zum TV-Spot, auch die gesamte Kampagnenarchitektur im Bereich Ambient. Wir machen auch Promotions, wobei Promotions im althergebrachten Sinn – also das reine Verteilen von Flyern – für Warda Network absolut tabu sind. Wenn wir Promotions machen, dann setzen wir komplett auf den Push-to-Web-Faktor. Das heißt, wir dokumentieren fotografisch und mit Videos, was vor Ort passiert ist, und verknüpfen es digital, sodass auch jene erreicht werden, die nicht vor Ort dabei waren. Ein weiterer Bereich ist das gesamte digitale Spektrum von Landingpages über Microsites, Softwareentwicklung, Seedings, Influencer Marketing und Blogger Relations – darauf zielt auch unsere neue Plattform wello.at ab, die in Kürze gelauncht wird. Wir übernehmen als Agentur bei einigen Kunden bereits die Lead-Funktion und sind vom Start weg dabei, wenn eine Kampagne kreiert wird. Denn nur dann kann man auch von Anfang an definieren, wie eine Geschichte aussehen soll.
HORIZONT: Was haben Sie nach rund einem Jahr im Agenturgeschäft dazugelernt? Tatzreiter: Das schönste Learning war, dass man sich mit einer Vision, Rückenwind, Fleiß, dem notwendigen Quäntchen Glück und mutigen Kunden auch als junge Agentur am österreichischen Werbemarkt Gehör verschaffen kann. Was sich auch bestätigt hat, ist die Tatsache, dass es neben einer tollen Kreation genauso wichtig ist, dass das Projektmanagement funktioniert. Unsere Kunden sollen nicht nur sehen, wie kreativ wir sind, sondern sich auch sagen können: „Die von Warda Network haben einen Kundenservice, da legst die Ohren an“ (lacht). Wir sind unserem Weg und unserem Credo „Attack and destroy“ treu geblieben – damit ist übrigens nur gemeint, dass wir geradeaus nach vorn schauen, die Dinge anpacken und uns riesig über die Projekte freuen, die wir machen dürfen.
Tatzreiter: Ich denke, dass zwei unserer Projekte so spannend sind, dass ich sie meiner Mutter am Sonntag beim Schnitzelessen erzählen kann, und sie die Geschichte wiederum ihrer Nachbarin weitertragen würde. Wir bekamen unlängst einen Brief aus Frankreich von den Cannes-Corporates-Organisatoren. Zuerst einmal sind wir davon ausgegangen, dass es sich um eine Werbeaussendung handelt, bis wir bemerkt haben, dass der Brief an uns persönlich gerichtet war und wir nach Cannes eingeladen werden. Nominiert wurden wir für den Online-Clip „Better no letter“, den wir im Auftrag der Österreichischen Post zusammen mit dem BürovonList im AKW Zwentendorf gedreht haben – ein sehr lustiges Video, das mit mehr als 400.000 Views eines der stärksten deutschsprachigen Viral-Videos des vergangenen Jahres war. Sogar Armin Wolf twitterte darüber und meinte, dass dies die beste Werbung der letzten 30 Jahre sei. Wir wollen eine Nominierung für einen Award natürlich nicht überbewerten, haben uns aber dennoch sehr gefreut und dementsprechend gefeiert.
HORIZONT: Und welches ist das zweite Projekt, von dem Sie Ihrer Mutter gerne beim Schnitzelessen berichten würden? Tatzreiter: Im Auftrag von T-Mobile haben wir im Sommer an eine Kundenkampagne namens „Test – T-Mobile einfach selber testen“ angedockt. Das Briefing an uns war, T-Mobile einem ultimativen Härtetest zu unterziehen – und der größte Härtetest von allen ist nun mal, einen Weltrekord aufzustellen. Wir haben also vier Gamer dazu eingeladen, so lange es geht, im LTE-Netz von T-Mobile zu zocken. Ein ähnlicher Weltrekord wurde vor einer Weile in Portugal von zwei Privatpersonen aufgestellt, die es schafften, 38 Stunden lang durchzuspielen – das galt es also zu überbieten. Nach Monaten der Vorbereitung und medizinischen Tests haben wir dann schlussendlich tatsächlich einen offiziellen Guinness-Weltrekord aufgestellt, denn die vier Jungs haben es geschafft, 40 Stunden lang in einem durch zu spielen. Das YouTube-Video dazu hat über 200.000 Views, über Earned Media haben wir 2,4 Millionen Kontakte generiert – das sind in der österreichischen digitalen Welt wirklich gute Zahlen.
HORIZONT: Warda Network zieht in Kürze in ein neues und größeres Büro – heißt das, dass man damit rechnen darf, dass die Agentur weiter wächst? Was wäre die ideale Größe, was die Mitarbeiteranzahl betrifft?Tatzreiter: Die ideale Größe lässt sich nicht berechnen. Wir machen uns darüber aber natürlich dennoch unsere Gedanken und wollen uns irgendwann bei 20 bis 40 Mitarbeitern einpendeln – aber eher 20 als 40. Manchmal fragen wir uns auch: Warum nicht in Zürich? Warum nicht in Berlin oder München? Unser Flaggschiff auch dorthin zu steuern ist zwar kein definiertes Ziel, aber in einer perfekten Welt wäre es für uns schön, da wie dort mit Dependancen vertreten zu sein und mit unseren verrückten Vögeln durch die Welt zu fliegen.
Für die Österreichische Post drehte Warda Network zusammen mit dem BürovonList ein Viral-Video, das 400.000 Mal aufgerufen wurde.
Im Auftrag von T-Mobile stellte die Agentur einen Guinness-Weltrekord im Dauer- Gamen auf.