Mit einem bunten Kundenportfolio und der Übernahme der isobar-Niederlassung in der Schweiz startet pjure isobar aus Wien Neubau voll durch
Helmut Kosa: 2000, kurz nach unserer Gründung, war max.mobil einer unserer ersten Kunden, für den wir nicht nur damals schon kleine Videospots umgesetzt haben, sondern auch stark im Bereich Kundenbindung aktiv waren. Rund zwei Jahre später, 2002, haben wir als erste den Begriff Dialogagentur gebraucht – heute ist das gang und gäbe, damals hieß der heutige Dialog Marketing Verband noch Direktmarketing Verband. Seit 2006 sind wir eine Full-Service-Agentur mit einem digitalen Herzen – das, aber nicht nur das, unterscheidet uns von einigen anderen Werbeagenturen.
Kosa: Wir hatten bereits kurz nach unserer Gründung das Ziel, Markenführung zu betreiben. In Österreich war es damals, Mitte der 2000er, so, dass praktisch alle klassischen Agenturen den Anspruch für sich erhoben haben, sich mit Marken gut auszukennen. Es liegt natürlich auch an der Kleinheit des Marktes, dass die Dinge oft aus einem Guss kommen, aber: Markenführung hat schlussendlich nichts damit zu tun, wie gut ich einen TV-Spot oder ein Printsujet kreieren und umsetzen kann. Deswegen muss man hier differenzieren – und das tun wir. Ein Luxus, auf den wir hier im Haus zugreifen können, ist außerdem unsere eigene Marktforschungsabteilung mit fünf Mitarbeitern, das ist ein Riesenvorteil, und ich weiß von keiner mir bekannten Werbeagentur in Österreich, die über eine solche Abteilung verfügt.
HORIZONT: Um beim Thema Digital zu bleiben – wenn man sich Ihre Vita ansieht, kann man Sie durchaus als Onlinemarketing-Pionier bezeichnen und das schon vor der Gründung der Agentur …
Kosa: 1997 war ich als Geschäftsführer am Aufbau des ersten Onlinevermarktungs-Netzwerks Active Agent beteiligt. Damals haben wir Onlinewerbung nach Österreich gebracht und für alle großen Medien – Standard, die News-Gruppe oder die Krone etwa – Web-Formate entwickelt und ihnen die nötige Technologie zur Verfügung gestellt. Jede zweite Onlinewerbung, die es zur damaligen Zeit in Österreich gab, kam von uns. Für mich persönlich war das eine sehr spannende Zeit, denn Internetwerbung steckte damals noch in den Kinderschuhen, es wussten ja viele noch nicht einmal, was genau es mit dem Internet auf sich hat.
HORIZONT: Zurück zur Agentur. Irgendwann wurde dann aus pjure, dem Gründungsnamen, pjure isobar, als das Aegis-Netzwerk die Agentur gekauft hat. Wann war das und was hat sich seitdem getan?
Kosa: 2011 sind wir dem internationalen Netzwerk beigetreten. Aegis hat sich damals entschlossen, unter dem Brandnamen isobar ein Kreativagentur-Netzwerk mit digitalem Fokus zu entwickeln, und ich denke, dass wir von unserer Historie her genau in die Planung der Gruppe gepasst haben. Mittlerweile ist das isobar-Netzwerk in 37 Ländern mit rund 4.000 Mitarbeitern vertreten. Uns vereint, dass wir alle Full-Service-Agenturen sind, die sowohl Print als auch TV können, aber vor allem im Onlinebereich besser als alle anderen sein wollen.
HORIZONT: Sie sitzen hier in der Gumpendorfer Straße ja auch nicht alleine – wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus dem Netzwerk?
Kosa: Hier im Haus haben wir einerseits Carat und Vizeum mit ihren Media-Know-how, uns, die Kreativagentur, und die iProspect Austria, eine Performance-Marketing-Agentur. Nicht bei uns im Haus, aber auch zum Netzwerk gehörend ist IQ Mobile, ein Mobile-Marketing-Unternehmen mit Sitz im dritten Bezirk. Mittelfristig haben wir uns aber das Ziel gesetzt, bald alle zusammen in einem Haus zu sitzen.
HORIZONT: Und wie steht es um die Kunden von pjure isobar?
Kosa: Die Kunden, mit denen wir zusammenarbeiten, kommen aus den unterschiedlichsten Branchen und sind bunt gemischt. Die Allianz ist mit dabei, Bahlsen, Campari oder auch das Red Bull Media House, um nur einige zu nennen. Es gibt Kunden, wie etwa Bahlsen, die wir mit Full-Service betreuen, aber auch jene, für die wir nur Teilbereiche übernehmen, wie etwa für UPC das Dialogmarketing.
HORIZONT: Ist dabei nur der österreichische Markt relevant, oder wird auch über die Grenzen hinausgeblickt?
Kosa: Vor allem in diesem Jahr wachsen wir über Österreich hinaus, denn: Wir sind seit Juli dieses Jahres für den kompletten Schweizer Markt in der Gruppe zuständig. Das heißt: Das isobar-Büro in Zürich wird von uns betreut, und somit haben wir uns innerhalb kürzester Zeit verdoppelt. Für uns ist das eine extrem spannende Sache und außerdem ein riesiger Vorteil, da wir viele Kunden haben, die international tätig sind. Wir konnten auch schon einige Kunden in der Schweiz gewinnen. Durch diesen neuen Standort haben wir auch schon die ersten Unternehmen für den gesamten D-A-CH-Raum betreuen können.
HORIZONT: Bedeutet die Übernahme, dass nun alle Leistungen von der Beratung bis zur Kreation in Wien und nicht mehr in Zürich stattfinden?
Kosa: Wir werden die gesamte Kreation in Wien abwickeln, die Beratung wird allerdings in der Schweiz bleiben. Für das Team ist es eine interessante Aufgabe, aber auch eine große Herausforderung, dass isobar Schweiz nun eine hundertprozentige Tochter von pjure isobar ist. Denn: Wir brauchen Mitarbeiter, die Schweizerdeutsch beherrschen, Mitarbeiter, die Französisch wie ihre Muttersprache sprechen, und Leute, die wissen, wie deutschsprachiger Wortwitz in der Schweiz funktionieren kann. Aber nachdem wir planen, unser Team massiv auszubauen, bin ich zuversichtlich, dass das alles klappt.
HORIZONT: Sie wollen also in Wien, ganz abgesehen von der Übernahme des Schweizer Büros, noch mehr ausbauen?
Kosa: Wir waren im letzten Jahr sehr erfolgreich und haben uns daher dazu entschieden, unsere Mitarbeiteranzahl zu verdoppeln. Denn es gibt keine bessere Zeit zu wachsen, als dann, wenn andere es nicht tun. Seit Jahresanfang stoßen laufend neue Mitarbeiter zu uns, und das aus allen möglichen Sparten: Kreative mit digitalem Know-how, Konzeptionisten, Designer, die aber auch über einen technischen Background verfügen. Durch das DentsuAegis-Netzwerk sehen wir, wie es international aussieht, und da muss ich leider sagen, dass uns die Leute in anderen Ländern – etwa in China, Singapur, in den USA aber auch in Großbritannien – um einige Jahre voraus sind. Im Bereich der digitalen Kreation gibt es einfach noch nicht genug Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich. Deswegen schauen wir uns auch nach Mitarbeitern aus dem Ausland um, die uns mit ihren Perspektiven bereichern können.
HORIZONT: Im Ausbildungsbereich sind Sie an der Fachhochschule St. Pölten sowie mit der pjure isobar Academy ja selbst tätig, oder?
Kosa: Richtig. An der FH. St. Pölten wurde heuer die Dozentur für Werbung gegründet, die ich auch für die ersten zwei Jahre leiten werde. Unter dem Namen „Brand Slam“ widmen wir uns dort vier Mal im Jahr dem Thema Markenführung und in diesem Jahr konkret dem Thema, wie man eine Marke im digitalen Zeitalter entwickeln kann. Die pjure isobar Academy ist am 1. Oktober losgegangen – viele, viele Bewerbungen sind eingelangt und es war wirklich sehr schwer, sich für unsere Trainees zu entscheiden.
HORIZONT: Wie darf man sich die pjure isobar Academy vorstellen?
Kosa: Die Trainees durchlaufen alle Bereiche der Agentur, widmen sich zu einem Drittel der Weiterbildung, zu einem weiteren Drittel fiktiven Projekten, den Rest der Zeit arbeiten sie ganz normal in der Agentur mit. Die Teilnehmer sind sehr unterschiedlich, verfügen aber über ein Grundwissen und beweisen Potenzial – genau das haben wir uns gewünscht. Viele Unternehmen versuchen, sich Trainees als billiges Personal ins Boot zu holen, aber ich glaube, das bringt überhaupt nichts. Wir wollen in unserem Bereich die Nummer eins sein und das soll nicht nur für die Kreation, sondern auch für die Mitarbeiter gelten. Das sagen vielleicht viele, aber bei uns ist es wirklich so: Wir sind immer nur so gut wie unsere Mitarbeiter.