Unlösbare Unkultur
 
Sabine Klimpt/Manstein Verlag

Pitches ohne Abstandshonorar, keine Wertschätzung für Kreation: Das schadet Auftraggebern wie Agenturen. Eine Lösung scheint nicht möglich. Leitartikel von Jürgen Hofer, stv. Chefredakteur.

Dieser Leitartikel ist zuerst in Ausgabe Nr. 15/2018 des HORIZONT erschienen. Noch kein Abo? Hier klicken!

Fehlende Wertschätzung, kein Abschlagshonorar, zu wenig Zeit für vernünftige Umsetzung: Die Kritik, die Agenturchefs an der aktuellen Ausschreibung des kika/Leiner-Werbeetats üben, ist hart. Auch wenn diese der Branche keineswegs neu und noch viel weniger ein Spezifikum des Möbelhändler- Pitches ist, so wirkt die Kritik in diesem Fall besonders nachdrücklich und auffällig geballt. Spart man den Gedanken an die negativen Schlagzeilen aufgrund der Steinhoff-Mutter und die damit verbundene schwierige finanzielle Lage aus, so wäre der Etat eines der laut Focus werbestärksten Unternehmens ein durchaus reizvoller; so wird er in diesem Fall aber zum Sprachrohr eines Branchenmissstands, der sich seit Ewigkeiten hinzieht und für den keine Lösung in Sichtweite scheint. Pitchkultur beziehungsweise -unkultur ist eine der großen Herausforderungen der Branche.

Die Grundpositionen der Debatte sind deutlich. Es braucht Respekt vor der kreativen Leistung von Agenturen, daraus resultiert entsprechende Entlohnung. Wie Kreation als geistiges Produkt in harte Zahlen gegossen und ordentlich entgolten werden kann, ist schwierig, aber gar nicht der Kern der Debatte. Eine Entlohnung für getätigte Aufwände per se auszuschließen, ist ein Unding. Es bräuchte den schon so oft zitierten Schulterschluss der Agenturen, der jedoch immer wieder aufgrund von Einzelinteressen versandet ist.

Andererseits, auch das sei erwähnt: Privaten Unternehmen steht es frei, auf welche Art sie welche Dienstleistung an welchen Auftragnehmer vergeben. Sie werden jedoch mit einer wenig nachhaltigen Denkweise potenzielle Partner immer schon im Vorhinein ausschließen und sich damit derer Ideen verschließen. Dem Image des Ausschreibenden ist es auch kaum zuträglich.

Klar ist, dass ein Miteinander in dieser Ausprägung auf Dauer niemandem etwas bringt – weder Agenturen noch Auftraggebern. Eine Standardlösung gegen Pitchunkultur gibt es bloß leider nicht. Es wird die einzelnen Aufreger also auch weiterhin geben – und brauchen.

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