Winter-Tourismus: Tirol bleibt sachlich
 
Winter-Tourismus

Tirol bleibt sachlich

Roman Babakin/stock.adobe.com

Für die gebeutelte Tourismusbranche ist die Einstufung Österreichs als Hochrisikoland durch Deutschland ein Schock. In Tirol gibt man sich vor der so wichtigen Wintersaison noch zuversichtlich und baut auf zielgerichtete Kommunikation. 

Einen Komplettausfall wie in der letzten Wintersaison wollen sich die Tiroler Hotellerie, Seilbahn- und die Tourismuswirtschaft nicht einmal vorstellen. Die deutsche Reisewarnung für Österreich ist jedoch ein Schuss vor den Bug. Rückreisende aus Österreich müssen in Deutschland zehn Tage in Quarantäne, wenn sie weder geimpft noch genesen sind. Ein Freitesten ist ab dem fünften Tag möglich. Für Familien mit Kindern unter zwölf Jahren, die zu einem überwiegenden Teil ja noch nicht geimpft sind, ist die Situation ebenfalls kompliziert – wenn nicht noch eine praxisnahe Lösung für das Problem gefunden wird. Das alles wird die Verunsicherung bei den potenziellen Gästen steigern und zu Stornos führen.

„Durch konsequente Bereitstellung von Informationen auf www.willkommen.tirol versuchen wir, Verunsicherung bestmöglich zu beseitigen“, betont man bei der Tirol Werbung auf Nachfrage von HORIZONT. Man ist optimistisch für eine Wintersaison, aber die unmittelbare Nachfrage werde leiden. Der Schwerpunkt liegt nun auf der „sachlichen Auf­bereitung von Informationen“ für Einheimische, Gäste, Regionen und Betriebe.

Die Inhalte auf der Informationswebseite werden kontinuierlich an die aktuell geltenden Sicherheitsmaßnahmen angepasst. Zusätzlich möchte man über diese Seite die Informationen verstärkt bewerben, um die Gäste bestmöglich zu informieren. Bei den klassischen Werbemaßnahmen ist man derzeit etwas zurückhaltender. „Die Pandemie hat uns gezeigt, dass wir noch flexibler reagieren können müssen. Dabei helfen uns Datenmanagement, die fortschreitende Digitalisierung und die Onlinekommunikation“, erklärt Tirol-Werbung-Geschäftsführer Florian Phleps. Bei der Winterkampagne stehen Sicherheitscontent und Information im Mittelpunkt.

Erfahrung gesammelt

Die Buchungsvorausschau im Land wäre grundsätzlich positiv, ob und wieweit durch die Einschränkungen in Österreich sowie den Nachbarländern es dabei bleibt, ist abzuwarten. „Eines ist sicher: Nix ist fix!“, seufzt Gernot Riedel, Geschäftsführer des Tourismusverbands Kitzbüheler ­Alpen St. Johann in Tirol. Für Gast­geber und Gäste fehlt in dieser Zeit jegliche Planungssicherheit, somit werde sich vieles erst in letzter Minute entscheiden. Fehler in der Handhabe der Krise und der Kommunikation darüber darf sich in dieser Situation niemand mehr erlauben. Die Sicherheit der Mitarbeiter:innen, Stakeholder, Einheimischen und natürlich der Gäste ist oberstes Gebot. Als verantwortungsvolle Gastgeber haben sich die Tiroler Tourismusregionen und -betriebe umfassend vor­bereitet.

Dietmar Walser, Geschäfts­führer des Tourismusverband Paznaun – Ischgl, formuliert es so: „Wir sind davon überzeugt, dass unsere umfangreichen Gesundheitsmaßnahmen ein maximal sicheres Urlaubserlebnis ermöglichen. Es steht fest, dass sich die Menschen nach einem Winterurlaub sehnen, und Skifahren ist und bleibt eines der schönsten Freizeiterlebnisse.“ Als Sicherheitsmaßnahme wurde etwa auch das traditionelle „Top of the Mountain“-Opening-Konzert mit den Künstlern Il Volo und Alice abgesagt. Seitens des Tourismusverbands bedarf es diesen Winter jedenfalls einer hohen Flexibilität bei der Handhabung kurzfristiger Buchungsanfragen. „Wir unterstützen auf all unseren Kanälen durch eine rasche Infor­mationsweitergabe an Gäste, Mitarbeiter:innen und örtliche Touristiker. Zudem stehen unsere Infomitarbeiter:innen jederzeit für jedwede Fragen zur Verfügung“, so Walser.

Mit der Krisenkommunikation hat man mittlerweile viel Erfahrung gesammelt. Seit über einem Jahr wird von den Regionen regelmäßig und aktuell über alle zur Verfügung stehenden Kanäle informiert – von Newsletter-Mailings über Online-Plattformen bis hin zu Mitgliederportalen. Auch die Mitarbeiter:innen in den Informationsstellen werden entsprechend g­eschult, um entsprechend beauskunften zu können. Vielerorts wird die Safe-Service-Initiative der Wirtschaftskammer (WKÖ) für die Mitarbeiter:innen der Betriebe umgesetzt. Herausfordernd ist, dass sich die Regeln laufend und inzwischen „in einem fast unüberschaubaren Ausmaß ändern“, sodass es schwierig ist, Gäste wie Betriebe einigermaßen am Laufenden zu halten, so ein Kritikpunkt der Branche. 

Treue Gäste

Was vor allem in verworrenen Zeiten hilft: „Tirol hat im Bundesländervergleich mit 80 Prozent den höchsten Stammgästeanteil“, argumentiert Phleps. Die Vertrauensbasis ist in dieser Gästegruppe naturgemäß eine höhere. Und die neuen „Sehnsuchtsmotive“ Sicherheit und Gesundheit haben als Werte an Bedeutung dazugewonnen und diese könne Tirol gut bedienen. Optimistisch bleibt auch der Gerloser Hotelier und wortkräftige Obmann des Fachverbands der Seilbahnen in der WKÖ, Franz Hörl. Die Lust der Gäste auf Skifahren sei nach dem verlorenen vergangenen Winter „ungebrochen. Auch mit 2G ist eine gute Wintersaison möglich und das ist immer noch besser als gar keine Saison.“ Schließlich sind allein in Deutschland rund 83 Prozent jener Menschen, die einen Urlaub in Österreich planen, vollständig immunisiert.

Tirols Tourismus in Zahlen

Stammgäste Winter:
79 % Deutsche & Niederländer,
72 % Schweizer, 64 % Österreicher

5,9 Mrd. € direkte und indirekte
Wertschöpfung des Tourismus

16,9 % Beitrag des Tourismus
zum Bruttoregionalprodukt Tirols

Quellen: Tirol Werbung, Amt der Tiroler
Landesregierung, WIFO, Statistik Austria

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