Terror-Berichterstattung: Werbeagentur-Chefs ...
 
Terror-Berichterstattung

Werbeagentur-Chefs ziehen Anzeigenstornos auf Oe24 in Betracht

APA
Die Veröffentlichung von Videos, auf denen zu sehen ist, wie beim Anschlag in Wien auf Menschen geschossen wird, könnte weitreichende Folgen haben.
Die Veröffentlichung von Videos, auf denen zu sehen ist, wie beim Anschlag in Wien auf Menschen geschossen wird, könnte weitreichende Folgen haben.

Die Berichterstattung mehrerer Boulevardmedien zum Terroranschlag in Wien sorgt für Kritik. Nachdem mehrere Werbepartner sich distanzieren und ihre Anzeigenschaltungen einstellen, diskutieren nun auch Vertreter aus der Agenturbranche über einen Boykott.

Die Live-Berichterstattung von "oe24.tv" sowie die Print-Artikel von Österreich über den mutmaßlich islamistisch motivierten Terroranschlag in Wien stoßen weiterhin auf deutliche Kritik in den Sozialen Medien. GGK-Mullenlowe-Geschäftsführer Michael Kapfer appelliert via Facebook an die Branche, die Werbeaktivitäten in den beiden Fellner-Medien "bis über Weihnachten hinaus zu stornieren". Die Forderungen, die Presseförderung oder die Vergabe von Inseraten an den Umgang mit solchen Vorfällen zu knüpfen, würde ungehört bleiben – "dafür ist die Politik zu sehr am Gängelband von 'Wofe' und Co". Kapfer weiter: "Es ist ihr Hebel durch Storno ihres Budgets in diesen Sudelmedien eine Änderung herbei zu führen, denn hier regiert nur der Profit, also machen wir uns diese hässliche Gier zu nutze und hungern wir sie einfach aus, sie haben es in der Hand."

Zu Bedachtsamkeit ruft wiederum Lukas Leitner, Gesellschafter und Geschäftsführer von Cayenne Wien, in den Kommentaren auf: "Ich denke, wir sollten den Markt entscheiden lassen. Über den Erfolg von Medien entscheiden ohnehin Leser, Hörer und Zuseher und deren Reichweite und nicht ein, zwei Inseratseiten mehr oder weniger. Und wenn die Zielgruppen der von uns betreuten Marken, Produkten und Unternehmen mit welchen Medien oder Kommunikationskanälen auch immer möglichst effizient und ohne Streuverlust erreicht werden, sollten wir diese buchen. Das nennt man landläufig Mediastrategie und -Planung."

Große Unternehmen kündigen Werbestopp an

Namhafte Kunden verabschiedeten sich umgehend als Reaktion auf die Veröffentlichung der Videos und kündigten an, ihre Anzeigen auf "oe24.at" zu stornieren. Sowohl Billa als auch Spar gaben ihr Anzeigenstorno via Twitter bekannt. Der Sprecher der Rewe Group, Paul Pöttschacher, begründete den Schritt gegenüber dem Kurier so: "Es ist für uns als Unternehmen stets ein Gebot der Rücksichtnahme, dass wir aus Pietät gegenüber den Opfern und Bedacht auf die Gefühle der Menschen in Österreich in Umfeldern von Terror und Gewalt nicht werben."

Die Erste Bank reagierte ebenfalls gestern noch mit einem Storno. Die Bank schrieb auf Twitter, man werde aus "oe24.tv" und "oe24.at" Buchungen rausnehmen. Bei einer Pressekonferenz wurde auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig auf die Berichterstattung angesprochen. Er habe sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt, da es zuerst um Menschenleben ging. Man wolle aber "prüfen", welche Bemerkungen "Institutionen wie der Presserat abgeben" und dann daraus Schlüsse ziehen. Dies könnte die Inserate der Stadt Wien betreffen.
stats