Die Debatte rund um die Pitchkultur ist in der Branche heuer abermals aufgeflammt und auch auf den Österreichischen Medientagen widmeten sich Experten der Frage, welche neuen Wege Unternehmen, Kreative und Mediaagenturen in den Wettbewerbsprozessen in Zukunft beschreiten können. Fehlende Wertschätzung, Preisdumping, Absprachen, mangelnde Transparenz und ein enormer bürokratischer Aufwand sind einige der Kritikpunkte, die immer wieder hervorgehoben werden und die Gründe, warum manche von einer verrotteten oder gar nicht-existenten Pitchkultur sprechen.
Das Thema polarisiert, hinsichtlich einer Sache ist sich die heimische Werbe- und Kreativwirtschaft allerdings weitestgehend einig: Eine Neuregulierung des Bundesvergabegesetzes muss her, denn dieses gilt für alle Dienstleistungen. „Wir verkaufen doch keine Kubikmeter Stahlbeton, sondern Ideen“, kritisierte etwa Pitchberater Martin Weinand (siehe bestseller Nummer 2/2016). Fakt ist aber: der Einkauf von kreativen Ideen und Stahlbeton läuft nach wie vor nach demselben Regelwerk. Die Wirtschaftskammer Österreich steht diesbezüglich in Verhandlungen, will unter anderem eine weniger strenge Gestaltung der formalen Regeln, einen Abbau der Bürokratie, eine Ermöglichung der Teilnahme von KMU in Form von Bietergemeinschaften und eine leichtere Zulassung von Subunternehmern erwirken.
Noch ist kein konkreter Entwurf durchgesickert, man kann im Sinne der Branche nur hoffen, dass es tatsächlich zu einem Bundesvergabegesetz 2017 kommt. Freilich, alle Probleme in der Pitchkultur wären hiermit nicht automatisch gelöst, doch festzulegen, dass kreative Schöpfung nicht in dasselbe Regelkorsett geschnürt werden kann, wie etwa die Bauwirtschaft, wäre ein erster, wirksamer Schritt in die richtige Richtung.