Neugründungen, Etats, Fusionen, Kampagnen und eine Nationalratswahl: Das hat Österreichs Kreativagenturen 2017 in Bewegung gehalten.
Dieser Artikel ist zuerst in Ausgabe Nr. 50 des HORIZONT erschienen. Noch kein Abo? Hier klicken!
Etats: Wer wen an Land zog
2017 wechselten einige Kunden ihre Kreativagentur. So holte sich Isobar die Etats für Beiersdorf und Volkswagen Slovakia, Young & Rubicam den Bank-Austria-Etat. Die Stargate Group vertritt nun Immofinanz europaweit. TBWA Wien konnte indes die Arbeiterkammer als Kunden halten, während DDB nun neu die Kreativagenden für Manner verantwortet. Serviceplan Austria gewann Bipa und win2day, Zum goldenen Hirschen sicherte sich Raiffeisen Bank International als Neukunden, donnerwetterblitz/Aandrs ist die neue Agentur für Stroh. Demner, Merlicek & Bergmann konnte etwa Asfinag, Hausbrandt Kaffee und Ports de Monaco an Land ziehen sowie den Wifi-Etat verteidigen.
Start für Kobza and the Hungry Eyes (KTHE)
Anfang des Jahres trat mit Kobza and The Hungry Eyes (KTHE), gegründet von Rudi Kobza, eine neue Fullservice-Werbeagentur in den Markt ein. Gestartet mit acht Kern-Mitarbeitern, liegen die Schwerpunkte der Agentur unter dem Motto "Strategic Focus, Creative Drive, Digital Native, International Mindset" auf strategischer Planung, Kreation und Digital. Zudem greift die Agentur in den Bereichen Content, PR, Digital und Video auf weitere Mitarbeiter in der Kobza Media Group zurück. Als zweiter Gesellschafter neben Rudi Kobza fungiert Niko Pelinka, gemeinsam führen sie bereits die Kobza Media Group. 2017 konnte die Agentur schon einige Etats und Kampagnen für sich verbuchen – so etwa die MedUni Wien, Life+, Tierkönig, die Österreichische Hagelversicherung, die Effie-Kampagne, The Wine Library oder etwa die Österreichischen Nationalbibliothek.
Unter einem Dach: JWT und Hirschen
Die Agenturen Zum goldenen Hirschen und J. Walter Thompson arbeiten seit November unter einem Dach. Beide betonen, eigenständig bleiben und Synergieeffekte nutzen zu wollen. Die Hirschen erhoffen sich dadurch etwa einen Ausbau ihres Kundenportfolios sowie eine stärkere internationale Ausrichtung.
S&J und Cayenne: Jubiläumsjahre
Die eigentümergeführte Marketingagentur Cayenne feierte ihr 25-jähriges Bestehen. Ebenfalls Geburtstag feierte Springer & Jacoby: Seit 15 Jahren fungiert die Agentur in Österreich.
Cannes Lions: Viermal Silber für Österreich
Vier silberne Löwentrophäen ergatterte heuer beim Cannes Lions Festival die heimische Kreativbranche. D,M&B verwandelte eine von zwei Design-Nominierungen in einen Silberlöwen für die Darbo-Kampagne „Signed by Bees“. Young Lions sicherten sich jeweils Jonas Weber und HFA Studio für „Global Citizens“ (Print) sowie Marion Fresacher und Magdalena Umkehrer von Bazzoka Creative für UN Women (Design). Ikea Austria konnte mit der Hamburger GGH Mullen- Lowe einen Preis für „Documents“ (Radio) einheimsen.
NR-Wahl: Das Agenturenfazit
2017 war auch das Jahr der Nationalratswahl. Während die ÖVP und FPÖ ihre kreativen Agenden inhouse erledigten (und die Liste Pilz nur ein Plakat veröffentlichte), vertrauten SPÖ, Neos und die Grünen ihre Agenden Werbeagenturen an, die daraufhin ihr Fazit zogen. GGK MullenLowe setzte für die SPÖ mit „Veränderung mit Verantwortung“ auf einen „klassischen Claim“, der die Person Christian Kern zusammenfassen sollte; das House-of-Cards-Video hingegen würde die Agentur heute nicht mehr machen. Die Neos und DDFG fielen vor allem mit ihrer Spiegelschrift ins Auge. Die Grünen und JvM/Donau würden ex post die SPÖ „viel schärfer attackieren“ und die Möglichkeit, aus dem Parlament zu fliegen, stärker kommunizieren.
Bipa Relaunch: mit Serviceplan
Als Teil des neuen Bipa-Markenauftritts sollte die Kampagne „Weil ich ein Mädchen bin“ im Herbst eine neue „Weiblichkeitsdebatte“ anstoßen. Umgesetzt wurde die 360-Kampagne von Serviceplan Austria, mit Testimonials wie Lena Hoschek. Der zweite Flight fokussierte auf die männliche Zielgruppe.
Asfinag: Start einer Initiative
Mit „Hallo Leben“ fiel im Mai der Startschuss für die neue „Bewusstseinsbildungsinitiative“ der Asfinag, auf die Straße gebracht mit ihrer neuen Agentur D,M&B. Im Gegensatz zu bisher handelt es sich nicht um eine kurzlebige Kampagne, sondern um eine mehrjährige Initiative, die ein Bewusstsein für sicheres Fahren schaffen soll. Ein Ansatz der neuen strategischen Ausrichtung war unter anderem die #halloleben- Onlineplattform, auf der Nutzer ihren „Ankommensmoment“ teilen sollten.
Iglo: Neuauftritt mit Ogilvy
Auch Iglo wollte sich 2017 einen Markenrelaunch nicht nehmen lassen: Es war die erste neue Markenkampagne seit zehn Jahren. Der bekannte Claim „Iss was Gscheit’s“ sollte beibehalten, aber durch Ogilvy „neu übersetzt“ werden. Die Kampage legte den inhaltlichen Schwerpunkt auf Emotionalisierung und die Verbindung von (Iglo)-Essen mit „Spaß, Freiheit und Einfachheit“.
Publicis Wien sperrt zu: Kreative Betreuung aus Deutschland
Die heimische Agenturenlandschaft ist seit diesem Jahr um eine Werbeagentur ärmer: Ende September schloss Publicis Wien ihre Werbepforten. Ihre Agenden wurden schließlich von Publicis Media in Wien übernommen, und zwar über ein Koordinationsteam aus zwei Mitarbeitern, die die Kreativleistungen mit Deutschland koordinieren. Denn: Schließlich sollen die Leistungen künftig durch die deutschen Entities erbracht werden, wie Horst Wagner, Chairman Germany Publicis Communications, gegenüber HORIZONT bestätigte. Bereits seit Oktober 2016 hatte die Werbeagentur an Publicis Pixelpark in Deutschland berichtet. Die Schließung, von der fünf Mitarbeiter betroffen sein sollten, wirft zugleich die Frage auf, ob der zentralistische Ansatz und die Schließung lokaler Netzwerk-Agenturen auch 2018 bei anderen Agenturen ein Thema werden könnte.