CTS-Eventim-Chef Christoph Klingler
In den Streit zwischen Österreich und der EU-Kommission um die weitere Auszahlung des Fixkostenzuschusses schalten sich nun auch Vertreter der Kultur- und Veranstaltungswirtschaft ein.
Die angekündigte Ablehnung des österreichischen Vorschlags zum Fixkostenzuschuss Phase II sei ein Schlag ins Gesicht der österreichischen Kultur- und Veranstaltungswirtschaft, teilt die Interessengemeinschaft mit. Der Antrag der österreichischen Bundesregierung wurde in enger Abstimmung mit führenden Unternehmen aus der Tourismus- und Veranstaltungsbranche erarbeitet. "Die Kultur- und Veranstaltungsbranche ist für Österreich lebensnotwendig und sie hat bis jetzt durchgehalten. Unfassbar, dass die EU ihr jetzt den Todesstoß versetzen will", heißt es weiter. Die Ablehnung des von Österreich in Brüssel eingebrachten Antrages hätte "katastrophale Auswirkungen".
Um Wettbewerbsvorteile zu vermeiden, muss die EU-Kommission Staatshilfen wie den Fixkostenzuschuss bewilligen, ein entsprechender Antrag hätte spätestens am Dienstag eingebracht werden müssen. Laut Kommission habe sich Österreich aber auf die falsche Rechtsgrundlage – nämlich einen Vergleich mit einer Naturkatastrophe – bezogen, darum sei keine Genehmigung erfolgt. Finanzminister Gernot Blümel sieht das anders und hat keinen neuen Antrag eingebracht. Die Argumentation, dass die Katastrophe vorbei sei, könne er überhaupt nicht nachvollziehen. Auch die Veranstaltungswirtschaft fordert "ein Einsehen für die spezifische Situation Österreichs".
Die Stimmen aus der Branche:
"Wir steuern auf die nächste Katstrophe zu. Für die Veranstaltungswirtschaft steht die Ampel seit März 2020 auf Rot. Der Fixkostenzuschuss Phase II wurde gemeinsam mit den betroffenen Branchen erarbeitet. Anscheinend nimmt man in Brüssel ein kultur- und veranstaltungsloses Österreich in Kauf, um sich durch technische Detailfragen profilieren zu können", ist CTS-Eventim-Chef Christoph Klingler verärgert.
"Viele Betroffene haben viele Wochen mit der Regierung diesen lebensnotwendigen Zuschuss verhandelt. Wenn er nun von der EU aus politischen oder formalen Gründen vom Tisch gewischt wird, gehen in Österreich sehr, sehr viele Lichter für immer aus", erklärt Klaus Leutgeb (Leutgeb Entertainment).
Ewald Tatar (Barracuda Entertainment) ergänzt: "Die Kultur- und Veranstaltungsbranche liegt am Boden. Wenn die EU sagt, dass dies keine Katastrophe ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr."
"Gerade Veranstaltungen werden monatelang mit extrem hohen Vorinvestitionen geplant. Diese Kosten kann bei all den unverschuldeten Absagen irgendwann kein Veranstalter der Welt mehr selbst tragen", führt Georg Hoanzl (Hoanzl Music) aus.
"Die Folgen werden dramatisch sein: Massenweise Insolvenzen, ruinierte Existenzen, eine gesamte Branche mit all ihren Mitarbeitern und Dienstleistern muss sich neu finden und entwickeln. Die Unterhaltungskultur wird Jahre brauchen, um wieder auf die Füße zu kommen", betont Matthias Rotermund von Live Nation.