Clownarbeit: Eine ernste Sache
 

Clownarbeit: Eine ernste Sache

Demner, Merlicek & Bergmann kreiert einen neuen Auftritt und eine neue Kampagne für die Rote Nasen Clowndoctors. Dr. Ernesto Stoppl gewährt Einblick in seine Arbeit

Seit 19 Jahren bringen die Rote-Nasen-Clowns Patienten in Spitälern ein wenig Abwechslung und Freude in deren Alltag. Unterstützung gibt es nun von Demner, Merlicek & Bergmann. Und zwar mit einer neuen Kampagne. Im Zentrum der neuen Werbeoffensive steht die Tatsache, dass diese Clowndoctors Profis sind, deren Performances - nachgewiesenermaßen - auch die Heilungschancen von Kindern heben. Die neue Kampagne setzt auf den Slogan: "Ein Kinderlachen kann man nicht ernst genug nehmen." So sieht man auf den Sujets ernst dreinblickende Clowns, die aber trotzdem zum Lachen bewegen sollen. Die Print-Sujets fotografierte Robert Staudinger, die TV-Spots wurden vom Filmhaus Wien mit Andreas Hutter gedreht. Einer der Protagonisten auf den Sujets - übrigens alles echte Clowndoctors und keine Models - ist Martin Kotal. Der Mann, der gerne einmal die rote Nase aufsetzt, ist seit Anfang 2012 der künstlerische Leiter von Rote Nasen Österreich und bereits seit 15 Jahren als Doktor Ernesto Stoppl unterwegs.

Berufswunsch Clown

Zurzeit gibt es in Österreich 66 derartige Clowns, die in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland, der Steiermark, Kärnten und Tirol im Einsatz sind. "Alle sind freiberuflich tätig. Sie gehen neben den Clown-Besuchen im Krankenhaus auch anderer künstlerischer Arbeit nach, etliche sind aktiv als Schauspieler oder Musiker. Für uns ­arbeiten professionell ausgebildete Künstler, deshalb ist diese Arbeit auch auf Honorarbasis bezahlt. Das garantiert die hohe Qualität der Arbeit als Spitalsclown. Wir arbeiten mit Künstlern, die aus dem darstellenden Bereich kommen. Neben der Grund­ausbildung zum Schauspieler oder darstellenden Künstler muss man einfach eine gehörige Portion Empathie und soziales Engagement mitbringen", erklärt Kotal. Zudem werden den Künstlern laufend Aus- und Weiter­bildungen zum Thema Clownerie mit dem besonderen Augenmerk auf die Krankenhausarbeit angeboten. "Menschen zu begegnen und aus jeder Begegnung etwas Besonderes und Positives zu machen, das ist unser schönstes Ziel", führt er fort.

Im Jahr absolvieren die Künstler rund 2.800 Clown-Visiten, auch an Feiertagen und an Wochen­enden. Eine Visite dauert drei bis vier Stunden - je nach Größe des Spitals und Anzahl der Patienten. Die Clowns gehen immer im Pärchen auf Visite, sie bereiten sich gemeinsam darauf vor und bekommen vorab eine genaue Übergabe vom Pflegepersonal. "Sie besuchen die kranken Kinder, Erwach­senen oder Senioren persönlich, und was dann passiert, ist so vielfältig und immer wieder neu, dass es schwer in Worte zu fassen ist. Deswegen ist jeder Arbeitstag aufs Neue spannend und bereichernd", so Kotal. Auf die Frage, ob er ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern könne, sagt er stolz: "Oft brauchte es nicht viel, und ein Feuerwerk an Freude startete durch."

Es gibt keine Regeln

Nach Kotal ist der Clown ein Ursymbol für Kindlichkeit, Offenheit und Neugierde. Er zeigt seine Gefühle und auch Gedanken unverblümt und ehrlich. "Die Menschen, die ihm begegnen schätzen diese Energie, sie öffnen sich meistens weitaus schneller bei einem clownesken Gegenüber. Sie können dann ihre Gefühle besser zeigen, über Schwächen und schwierige Situationen lachen und diese somit auch leichter bewältigen", erklärt er und führt fort: "Die Clownarbeit zeichnet sich dadurch aus, dass man sehr im Moment agiert und ganz spontan und neu auf jede Person eingeht. Eigentlich ist jeder Patient, jede Begegnung eine Geschichte wert. Die Arbeit im Krankenhaus basiert auf einer Dreieckskonstellation. Da bin ich als Clown, meine Clownpartnerin oder mein Clownpartner und die Patienten. In diesem Dreieck spielt sich alles ab. Die Beziehungen zum Clownpartner und zum Patienten sind wichtig und in beide Richtungen kann sich ein Spiel entwickeln. Das Schöne ist, dass Clownerie unabhängig vom Alter funktioniert, man muss sich nur ganz empathisch auf das Gegenüber einstellen, dafür gibt es auch keine Regeln. Es gibt unglaublich erwachsene Kinder und sehr kindische Erwachsene. Und dazwischen alle Facetten, die man sich nur wünschen kann."

Tränen über Tränen

Die schönsten Momente für Kotal sind jene, wenn diese Dreieckskonstellation voll aufgeht. Wenn eine ganze Familie vor Lachen nicht mehr ein noch aus weiß. So geschehen unlängst im Krankenhaus Mödling, wo Kotal mit seiner Clownpartnerin Thereschen immer dienstags unterwegs ist. "Als wir vorsichtig angeklopft und unsere Nasen ins Zimmer gesteckt haben, um zu fragen, ob wir willkommen sind, haben uns überraschend viele Augen angesehen. Die kleine Patientin hatte Besuch von ihren drei Geschwistern, ihren Eltern und ihrer Großmutter. Wir haben nichts anderes versucht als ernst zu sein und unseren Besuch ernst zu nehmen. Alleine sich ernsthaft richtig vorzustellen bei so vielen Personen ist schon schwierig. Wenn man sich bei einem davorstellt, steht man beim nächsten schon wieder dahinter! Am Ende unseres Besuches gab es Tränen über Tränen und das vor Lachen. Die Geschwister haben abwechselnd vor Lachen in die Kopfpölster gebissen, die Eltern und Oma waren nicht mehr zu halten."

Am Anfang war Christensen

Die Idee der Clownerie geht zurück auf Michael Christensen. Er hat 1986 in den USA die Clown Care Unit gegründet und damit den Grundstein für die professionelle und methodisch organisierte Spitalsclownarbeit weltweit gelegt. "Die Idee dazu entwickelte sich, während er seinen krebskranken Bruder im Spital mit Humor seelisch begleitete. Christensen war der Erste, der regelmäßige Clownprogramme in Spitälern aufbaute", erzählt Kotal und ergänzt: "Seit der Gründung unseres Vereins arbeiten wir eng mit Michael zusammen, er und sein Clownteam haben auch immer wieder gemeinsam mit unseren Clowns trainiert und Workshops gemacht - zuletzt hat er uns heuer im April besucht."

Keine Spenden für die Kampagne

Die Finanzierung der Clownprogramme werde durch Spenden gewährleistet. Nur durch viele treue Unterstützer sei die Arbeit im Spital langfristig und regelmäßig möglich. Um die Kosten für eine Kampagne so gering wie möglich zu halten, arbeite man mit Dienstleistern zusammen, die ihre Leistungen als Sachspende entweder pro bono oder gegen einen sehr geringen Kostenbeitrag zur Verfügung stellen. "Dies beginnt bei der Kreativ- und Mediaagentur, geht über die Werbeflächenvermittler bis hin zu gesponsertem Papier für unsere Druckmittel. Dies ermöglicht uns, die Öffentlichkeit über unsere Mission zu informieren und um Unterstützung zu bitten. Beides ist für unseren Verein, der sich eben zu über 90 Prozent aus Spendengeldern finanziert, überlebensnotwendig. Die verbleibenden Kosten decken wir mit Einnahmen aus Firmenkooperationen. Unsere Spender haben also die Sicherheit, dass ihr Geld nicht für unsere Werbekampagne verwendet wird."
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