Der 42. Präsident der USA verriet bei seinem Besuch in Cannes seinen Lieblings-TV-Spot - der übrigens noch im Bewerb ist.
Cannes hat schon viele Prominente gesehen. Doch ein ehemaliger US-Präsident kommt nicht alle Tage in die 75.000-Einwohner-Stadt an der Côte d'Azur. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Besuch von William Jefferson Clinton am Donnerstag, dem 21. Juni, waren enorm. Alle(!) Delegierten mussten das Palais de Festival verlassen, der Sicherheitsdienst checkte die Räume und erst dann durften die Besucher wieder ins Grand Théâtre Lumière. Der Kinosaal war zum Bersten voll. Schon Stunden zuvor bildeten sich vor dem Eingang lange Schlangen - viele Delegierte warteten in praller Sonne auf den Stargast aus den USA, der mit einem schwarzen Hubschrauber bis zum Hafen geflogen wurde und dann in eine schwarze Limousine stieg.
Werber als Gutmenschen?Der Titel des Vortrages "how Advertising can help build a better world" konnte nicht wirklich Substantielles erwarten lassen. Und auch ein Zitat von Terry Savage, Vorsitzender der Cannes Lions, im Vorfeld von Clintons Besuch, verstärkte diese niedrige Erwartungshaltung. Savage meinte: "Die Anwesenheit von Präsident Clinton bei den Cannes Lions verstärkt die enorme Kraft dieser Branche, Gutes zu tun." Werber als Gutmenschen also. Doch Bill Clinton überraschte dann doch - positiv: "Wir brauchen Menschen, die unsere Phantasie anregen und uns mit Fakten versorgen, die dabei helfen, den Widerstand gegen den Wandel zu überwinden", so Clinton, der als Gast des brasilianischen Kommunikationskonzerns Groupo ABC nach Cannes kam. Kommunikatoren hätten einen äußerst starken Einfluss, auf die nächsten 30 Jahre, so der Ex-Präsident und verwies auf die Umwälzungen in Mittleren Osten und in Nord-Afrika. "Die Welt war noch nie so voneinander abhängig wie heute." Umwälzungen an einem Ort hätte oft massive Auswirkungen auf eine völlig andere Region oder sogar der ganzen Welt.
'Die Griechen schaffen das'Clinton ging in seiner etwa 50-Minuten-Rede auch auf Griechenland ein: "Die Arbeitswoche in Griechenland dauert länger als die durchschnittliche in Europa", gab der Ex-Präsident zu bedenken. Man müsse sich nun mit dem Image und dem Selbstbild der Griechen beschäftigen: "Wie können sie sich von den Fesseln der Finanzkrise und der Vorstellung davon, dass sie diese nicht bewältigen können, befreien?" Clinton ist sich jedenfalls sicher, dass die Griechen dies bewältigen könnten.
Auf den Klimawandel als weltweites Problem wies der Ex-Politiker in seiner Key-Note besonders deutlich hin: "Das Diktat des Wirtschaftswachstums ist wegen des Klimawandels nicht länger haltbar." Es gebe sehr unterschiedliche und teilweise falsche Informationen über dieses Thema. "In dieser Diskussion können sie eine wichtige Rolle spielen, wenn sie den Menschen die Fakten kommunizieren." Clinton gab am Ende seiner Rede den Zuhörern auch einen Auftrag mit auf den Weg: "Ich fordere Sie auf, darüber nachzudenken, wie wir eine Welt erschaffen, in der Wachstum und Verantwortung gerecht verteilt wird und die nicht von permanenten Konflikten und der 'winner-take-all'-Mentalität geprägt ist."
Clinton FoundationClinton selbst hat sich mit seiner William J. Clinton Foundation das Ziel gesetzt, durch die Förderung von Partnerschaften zwischen Regierungen, Unternehmen, Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) und privaten Bürgern die weltweite Gesundheitssituation zu verbessern, Volkswirtschaften zu stärken, gesündere Lebensbedingungen für Kinder zu schaffen und die Umwelt zu schützen.
Hilfe für Grey vom Ex-Präsidenten?Doch zurück zu Clintons Rede in Cannes, die auch konkretes enthielt, verriet der Ex-Präsident beispielsweise seine Lieblings-TV-Kampagne, die derzeit im US-Fernsehen zu sehen ist. Es ist dies eine Kampagne von DirecTV, die die Agentur Grey New York kreiert hat. Clinton: "Das ist die komischte Kampagne, die ich jemals gesehen habe." Interessant: Zwei Spots aus dieser Kampagne finden sich übrigens auf der Film-Shortlist, die am nächsten Tag (22. Juni) präsentiert wurde. In dieser Kategorie werden die Löwen erst am 23. Juni vergeben.